Archiv für den Monat März 2017

DRAGula Gathering Transylvania Romania 2017

 

11 Faeries aus 7 Ländern haben sich in einem Hirtendorf in Transylvanien getroffen.
Dunkelheit und Licht – alles konnten wir beim historisch ersten Gathering in Rumänien in- und außerhalb unserer Herzen wahrnehmen. Von Mythen und Mysterien mussten wir unsere Vorstellungen, Vorurteile und Seelen befreien. Wir verließen dieses Land erleuchteter und geläuteter als erwartet. Wir begruben unsere Dämonen, die uns bisher verfolgt haben, um zu neuen Ufern aufzubrechen und mit den Dämonen unserer Zivilisation fertig zu werden. Wie haben wir uns doch nur alle vorher getäuscht über dieses Land und seine Leute? Was übersehen wir nicht alles in unserem Leben? Hier sind wir der grandiosen Natur gegenübergestanden und dem einfachen Leben der Bauern – und Dana, dem Zigeunerpferd, in das ich mich sofort verliebte, und dem jungen Roma Buben, der auf eine neue weltoffene Zukunft hofft in Respekt vor seinem Leben und dem Leben überhaupt und der Minderheit, der er angehört. Diese Roma-Mentalität hat es mir angetan. Roma sein heißt „Human“ sein. Wieviel Roma sind wir wirklich? Wie fern allen Klischees lebt doch dieses Land und wie besserwisserisch sind wir – wir im Westen. Wissen wir im Westen wirklich noch, was das einfache und naturnahe Leben wirklich bedeutet? Wir trafen großartige Menschen, die uns das Land näher brachten, das wir alle so unterschätzen. Die Roma und Zigeuner zeigten uns, wie wahres Leben geht, aufgeschlossen, frei und ohne Konventionen, aber den eigenen Tieren verbunden, über die wir nicht urteilen sollten, denn wir können deren Armut nicht begreifen. Wir können nur ansatzweise begreifen, wie viel Diskriminierung sie in der Gesellschaft ausgeliefert sind. Sie haben uns alle Hollywood Illusionen über ihr und unser Leben geraubt und wir haben sie dafür liebgewonnen.
Wir haben so viel Zauberhaftes gesehen, auch ehemalige „Zirkus“bären, die nun in Ruhe und fast völliger Freiheit ein Leben in einem geschützten Ressort leben können, das liebevoll „LiBEARty – the Bear Sanctuary“ genannt wird. Wir zelebrierten eine Hommage an unsere Transsexualität, an die Lust, loszurocken und Spaß-Horror zu erleben. Unsere NoTalent Show geriet zur Hommage an das Kultmusical „The Rocky Horror Picture Show“ – und das in Transylvanien! – Es war nur toll! Aber wir öffneten auch unsere Herzen bis es schmerzte. Die Magie, das Licht dieses Ortes, die Tiere, die uns immer wieder begegneten, die Ruinen als Abgesang auf Vergangenes, das „komm“ des Jungen, das mich aufmunterte, – für ein besseres Leben ohne Diskriminierung, diese weite unberührte Landschaft – irgendwann wurden wir eins mit ihr, mit uns, und allem was „Trans“ war. Wir haben uns bemüht einen sicheren Raum zu schaffen und es ist uns irgendwie auch geglückt. Dracula konnte uns nicht viel anhaben. DRAGula war am Ende stärker! Wir leben als Roma in unserem Herzen weiter. Gibt es in dieser Welt noch Wunder? Bei diesem Gathering sah ich sie, auch beim und nach den Herzkreisen. Danke Dana!       
PS: Wir haben keine Homophobie erlebt. Im Gegenteil, die Leute, die wir trafen, wollten uns helfen.
11 Faeries from 7 countries have met in a sheppard village in Transylvania.
Darkness and light – we were able to perceive everything in this historic first Gathering in Romania inside and outside our hearts. We had to free our ideas, prejudices and souls from myths and mysteries. We left this land more enlightened and purified than expected. We buried our demons, who have hitherto persecuted us, toventure off to new shores and to cope with the demons of our civilization. Here we have faced the grandiose nature and the simple life of the peasants and the young Roma boy who hopes for a new cosmopolitan future in respect for his life and life at all and for the minority to which he belongs. We met great people who brought us closer to the country, which we all so underestimate. The Roma and Gypsies showed us how real life is going, open-minded, free without conventions, which we do not have to judge, because we cannot understand their poverty. We can only begin to understand how much discrimination they are faced among of society. They robbed us of all Hollywood illusions about their and our lives and we loved them.
We’ve seen so much magic, including former circus bears, who can now live peacefully and in almost completely freedom in a protected resort called “LiBEARty – the Baer Sanctuary”.
We celebrated a tribute to our transsexuality, the desire to go crazy and fun horror. Our NoTalent show became the homage to the cult musical „The Rocky Horror Picture Show“ – and that in Transylvania! We opened our hearts until it hurt. The magic, the light of this place, the animals that we met, the ruins as a farewell to the past, the „come“ of the boy that encouraged us – to lead a better life without discrimination. This vast untouched landscape – at some point we were one with it, with us, and all that was “trans”. We have tried to create a safe space and somehow we have also succeeded. Dracula could not touch us very much. DRAGula was stronger at the end! We continue to live as Roma (“HUMAN”) in our hearts. Are there still wonders in this world ? In this gathering we saw some, also with and after the heart circles. Thanks Dana!
PS: We have not experienced any homophobia. On the contrary, the people we met wanted to help us.

Interview für kreuz @ queer

Ich gab vor kurzem kreuz @ queer der evangelischen Kirche in Deutschland über die Radical Faeries, ein Interview. Mittlerweile sind die Faeries ja in vielen Teilen Amerikas, Europas, Austrialiens, Asiens sowie Israel vertreten.  Ich kam erstmals 2008 mit den Faeries in Berührung  und wirkte seit Beginn der Gruppe 2012 in Österreich bei den Radical Faeries Austria mitwirkt. Ich beantwortete für den Blog Fragen über Philosophie und Anliegen hinter der Faerie-Bewegung. Hier ist das Interview im Originalwortlaut unverändert abgedruckt. 
 
1) Wann und wo hat sich die Radical-Faeries-Bewegung gegründet, was sind ihre Hauptanliegen? Woher stammt der Name Radical Faeries?
 
Die Radical Faeries haben sich Ende der Siebziger Jahre aus der Gay-Liberation Bewegung an der Westküste der USA entwickelt. Der Name „Faeries“ kommen eigentlich von den mythischen Wort für Feen, wurde aber im englischen Sprachgebrauch auch als Schimpfwort für „Schwuchtel“ bezeichnet. Der Mitbegründer der ersten schwulen Interessengruppe der Welt überhaupt, der „Mattachine Society“, Harry Hay, hat erstmals den sich treffenden „Faerie Circles“ das Wort „Radical“ (von lat. radix „Wurzel“) hinzugefügt, als Zeichen dafür, dass wir uns sehr mit unseren Wurzeln und Vorfahren als LGBTI‘s auseinandersetzen und eine eigenständige, vom LGBTI-Mainstream unabhängige Einstellung haben. 
Unsere Hauptanliegen, wenn man es so bezeichnen will, sind, dass wir eine queere Gemeinschaft von Freunden bilden, wo du so genommen wirst und so sein und entfalten kannst, wie du bist, unabhängig vom Altersstufen, Geschlechter, Gestalt und Größe, Rassen und Nationalitäten, Berufe oder Religionen. Wir haben keine Religionen oder Dogmen, aber wir leben nach gemeinsamen Prinzipien, wie die Umarmung des Konsenses und der Vielfalt, Ablehnung von Hierarchien, Subjekt-Subjekt- Bewusstsein, Respekt voreinander und zur Natur. Wir suchen die Nachhaltigkeit und die Harmonie mit der Natur und betrachten uns als eine bewusste Weiterentwicklung des Gender-, Transgender oder No-Gender Lebens.
 
2) Du bist bei den Austrian Radical Faeries – seit wann gibt es euch und was macht euch aus? (Gibt es Besonderheiten in Österreich?) . Habt ihr Kontakt zu internationalen Faeries, zB. in Deutschland oder anderen angrenzenden Ländern?
 
Die Austrian Radical Faeries als eigener Stamm („tribe“) gibt es etwa seit 2012. Unsere Besonderheit ist, dass wir, anders als bei den Anfängen in den USA, von Anfang an sehr für nicht männlich definiterte Menschen und auch Heteros offen waren, und dass wir das Glück hatten, anfangs auch ein Sanctuary zur Verfügung zu haben, wo wir uns immer in der Natur treffen konnten. Einige von uns haben sehr intensive Kontakte zu internationalen Freunden und besuchen Gatherings im Ausland, andere bleiben lieber in Österreich, je nachdem wie es ihnen lieber ist. Bei den Treffen der Radical Faeries Austria kommen jedenfalls auch viele queere Menschen aus den angrenzenden Nachbarstaaten. Für diese wollen wir auch ein Anlaufpunkt sein, denn vor allem in den östlichen Ländern ist es schwierig für sie ähnlich denkende zu finden und sich in einem sicheren Rahmen zu treffen.
 
3) Es gibt Faerie-Namen – was hat es mit diesen Namen auf sich? Möchtest Du etwas über Deinen eigenen, Mata Hari, erzählen? Hast Du ihn selbst gewählt? Warum genau dieser?
 
Die Faerie-Namen sind als eine Ausdruck deiner neuen Identität zu sehen, als ein Geschenk, das du dir selbst gegeben hast, das nicht von Geburt aus vorbestimmt war. Diese Identität wird von allen Faeries weltweit anerkannt. Der Name Mata Hari verfolgte mich schon seit meiner Jugend, denn sie war immer für mich das Symbol von Kreativität und Geheimnis. Sie war wie ich eine geborene Tänzerin, einer Leidenschaft, die auch ich immer hatte, und sie musste, wie jeder von uns, immer zwei Leben miteinander vereinen, das deiner Träume, und das der Realität. Seit ich bei den Faeries bin, kann ich diese Leben erstmals miteinander vereinen. Letztendlich musste sie sterben, weil sie in ihrer Zeit nicht verstanden wurde. Ich hoffe, dass ich dieses Mal in meiner Zeit verstanden werde und die Menschheit dazu gelernt hat.
 
4) Bezüglich Gender – ursprünglich war es ja eine Bewegung schwuler Männer … Seit wann kommen Frauen zu den Faeries bzw. sind Teil davon? Was ist mit Trans* / Inter* Genderqueeren?
 
Wir müssen uns erinnern, in den Siebziger Jahren war Schwulsein noch strafbar und Gay-Aktivisten, die für diese Genderbefreiung gekämpft haben, wurden noch ins Gefängnis gesteckt. Männer mussten sich zuerst einmal selbst finden und ihre volle Sexualität erforschen und definieren. Das konnten sie zuerst nicht, wenn Frauen dabei waren, die ja ganz andere Anforderungen an sie stellten.  Daher wurden sie in Amerika zuerst eher nicht bei Faerie Circles zugelassen. Als dann auch die Einstellung der Frauen durch Feminismus freier gegenüber anderen sexuellen Orientierungen wurde und das gegenseitige Verständnis wuchs, öffneten sich auch die Faeries gegenüber Frauen, bzw. als Frauen geborene Menschen. Als die Bewegung Mitte der Neunziger nach Europa kam, war das schon kein Thema mehr. In Österreich sind wir sehr stolz darauf, dass die Frauen von Anfang an einen sehr wichtigen Teil beigetragen haben. Aber im Endeffekt sollte es auf die Geschlechteridentität nicht mehr ankommen, sondern nur mehr darauf wieviel jemand bereit ist beizutragen und Verantwortung zu übernehmen und wieviel Spaß du dabei hast. Das Pressen in irgendeine Geschlechterrollen ist bei den Faeries schon längst passe. Jede Art von Gender ist willkommen, denn wir betrachten jede Form von Geschlechtlichkeit als achtenswert. Sie alle tragen ein Geheimnis mit uns, das es zu schützen gilt. Jeder ist in seiner Art für uns „heilig“.      
 
5) Die Radical Faeries haben einen spirituellen Anspruch. Ist dieser an bestimmte Religionen gebunden? Was ist spirituell an euren Treffen (Wie lebt ihr Spiritualität?) Ist es wichtig für Dich als queerer Mensch auch spirituell zu sein? 
 
Keiner von uns fragt den anderen nach seiner Religionszugehörigkeit, obwohl einige z.B. gerne Buddhisten sind. Spirit ist bei uns vor allem kritisch über unser persönliches Leben und über die Gesellschaft, so wie wir sie erleben, nachzudenken, aber auch die Magie des Lebens zu erfahren. Dabei kommen wir automatisch zu unseren Wurzeln zurück, die wir in der Zivilisation – vor allem im Umgang mit der Natur, ja völlig aus den Augen verloren habe, Viele von uns bevorzugen eher vorreligiösen Rituale, wie sie über zehntausende Jahre bei den Naturvölkern gelebt wurden, oder bei den Native Americans noch immer gefeiert werden. Da gibt es keine Götter, die bestimmen wie du zu sein hast. Gerade deshalb sind unsere Treffen eigentlich sehr von Geist bestimmt, denn wir haben etwas gefunden, das auf unserem Innersten beruht, nämlich auf das Hören unseres Herzens und das Finden des Konsens mit unseren Freunden. Das erzeugt eine Geistexplosion, die so viel von unserem Unterbewusstsein freilegt, was gleichzeitig diese unbeschreibliche „Faerie-Energie“ erzeugt, Diese ist von Mitgefühl und Verständnis getragen. Wenn du es schaffst, diese deine queere Energie freizulegen, dann willst du gar nicht mehr davon loskommen, denn Spirit bedeutet nichts anderes als „Liebe“.
 
6) Sind die Radical Faeries nur was für spirituelle Menschen fernab von institutionalisierter Religion, oder kann ich als z.B. evangelische Christin ebenfalls mich den Faeries anschließen?
 
Aber natürlich, denn die Faeries sind ein Spiel- und Erprobungsfeld deiner humanen Gesinnung. Angenommen, auch wenn dir bisher Spirit total unwichtig war, durch den Kontakt mit Freunden erkennst du, was alles in dir steckt. Und es steckt definitiv viel in jedem Menschen, nur wird das in der heutigen Gesellschaft total vernachlässigt oder belächelt. Viele Faeries haben früher sehr wohl einen christlichen Lebensweg gelebt oder wurden dadurch sehr enttäuscht. Hier entdecken sie aber eine Welt, wo sie nach dem Herzen frei leben können, wenn sie es möchten und dafür zu 100% respektiert werden. Oder sie entdecken einen neuen innigeren Umgang mit Zärtlichkeit, wo man nicht auf seine Sexualität festgelegt wird. Das Ziel Verbundenheit herzustellen und eine Familie zu finden, das gibt es auch bei uns. Im Endeffekt will jeder Mensch irgendwann einmal ein neu geboren werden oder ein neues Leben anfangen, Altes abschütteln und eine freie Seele fühlen. Mit den Faeries kannst du das definitiv. Für jeden spirituellen Menschen ist die Begegnung mit Feen ein Erlebnis und wird irgendwie dein Leben bereichern. 
 
7) Radical Faeries verorten sich u.a. auch in feministischen und antikapitalistischen Diskursen und sozialen und ökologischen Bewegungen – wie viel Raum hat Politisches bei den Austrian Radical Faeries?
 
Ich denke die Bandbreite ist sehr groß. Einige sind gesellschaftspolitisch engagiert und setzen sich mit der Allgemeinpolitik und der Verbesserung der Welt als solcher auseinander. Andere wollen sich da total raushalten. Ich denke dass wir alle von unserer Umwelt, den Medien und der Gesellschaft so geprägt und manipuliert sind, dass wir einfach da dem ganzen Irrsinn eine gewisse Gegenwelt entgegensetzen wollen, um uns nicht völlig der Einheitsmeinung und den mächtigen Wirtschaftskonzernen auszuliefern, denen die Zukunft unserer Welt und unserer Kinder völlig egal zu sein scheint. Wenn wir alle dazu einen für uns möglichen kleinen Beitrag leisten, dann könnten wir die Welt noch retten. Ich habe jedenfalls noch nicht aufgegeben, für eine humanere Welt einzutreten und engagiert Verantwortung zu übernehmen, egal was Kritiker zynischerweise über uns sagen.
 
8) Wer darf zu euch kommen? Wie kann man euch erreichen? Wann gibt es ein Treffen? (bitte auch Kontaktdaten / Links / FB angeben)
 
Ich denke alle, die mit offenem, neugierigen Herzen durch die Welt gehen und ihr geschlechtliches Dasein hinterfragen, werden irgendwann einmal von uns hören und sich genauer informieren wollen, was diese Welt der „Faeries“ eigentlich bedeutet. Die sind bei uns auch gut aufgehoben.  Erreichen kann man uns auf allen möglichen Wegen, z.B. per Email: faerietreffen@hotmail.com, wo man sich auch für unseren monatlichen Newsletter anmelden kann, denn unsere privaten Treffen werden nicht über die Öffentlichkeit kommuniziert; oder über unsere Website: www.radicalfaeries.at. Wir haben auch eine eigene Facebook Gruppe für Austrian Faeries, wenn du schon mit jemand aus der Gruppe befreundet bist. Wir machen immer wieder Heart Circles im privaten Kreis oder in Cafes, um uns kennenzulernen. Es gibt auch größere internationale Gatherings, z.B. dieses Jahr 2017 im Juni in Wien, im August unser erstes in Transylvanien/Rumänien und im August 2018 am Hochkönig. Und es gibt ein Buch über uns, von mir verfasst und gedruckt, das erste Buch, das jemals außerhalb der USA über Faeries geschrieben wurde: Gunny Catell „Rise Like A Faerie“ 
   
9) Sonstiges? Fehlt was Wichtiges?
Da fällt mir jetzt das Wort des französischen Naturforschers Theodore Monod ein: „Wir haben alles versucht, nur nicht zu lieben“.